Das Kind im Menschen – der Unterschied sind nur zwei Buchstaben: "so"

Wer im HR arbeitet, mag Menschen und er betrachtet sie aus verschiedenen Sichtwinkeln. In verschiedensten Situationen verhält sich jeder Mensch differenziert. HRler beobachten Menschen, Mitarbeitende, Personen. Sie erspüren das Verhalten und versuchen, in diesem Moment die richtigen Handlungen und Einflüsse einzusetzen.

 

Jeder/jede ist in der Regel noch Kind. Gehen sie nach Hause zu den Eltern, sind sie das Kind, ob sie 50 Jahre alt sind oder erst 10 Jahre. Oftmals verhalten sich aber auch 50-Jährige wie ein Kind. Um das zu verstehen, muss man nicht selber Kinder haben. Was ich damit meine?

 

Erinnern Sie sich an einen dieser Momente, wo sie im Einkaufszentrum an der Kasse stehen und in der Schlange neben ihnen brüllt sich ein Kind die Seele aus dem Leib. Es hat in der Auslage dieses Schokoladenei gesehen, dass es gerne haben möchte. Es wird ihm aber verneint auf liebenswerte Art: Nein, mein Engel, du darfst dieses Schokoladenei nicht haben, das ist nicht gut für deine Zähne. Die Erklärung ist dem Kind egal, weil es dieses Schokoladenei jetzt und hier haben möchte. Es legt sich auf den Boden und brüllt weiter. Die Diskussion setzt sich fort: Engelchen, du sollst nicht auf dem Boden liegen, dort ist es schmutzig und hat ganz viele Keime. Wir können dir das Schokoladenei nicht kaufen.

 

Was hat das nun mit uns HRlern zu tun? Wir erleben doch immer wieder Situationen, in denen sich auch Mitarbeitenden (noch) so oder ähnlich verhalten. Und zu Mitarbeitenden gehören alle Hierarchiestufen, egal ob Geschäftsleitungsmitglied, Kadermitarbeiter, normaler Mitarbeiter oder Lernende. Wie stellt sich das also in dieser Konstellation dar? 

 

Die eine Partei möchte etwas haben und hat natürlich eine entsprechende Erwartungshaltung, zeitlich, inhaltlich oder anderweitig. Die Gegenpartei liefert das nicht oder nicht in der gewünschten Form. Eine von vielen Reaktionen kann sich wie folgt abspielen: die Partei, die die Erwartungshaltung hat, echauffiert sich, redet sich mehr und mehr in Rage und innerlich stampft das Kind mit dem Fuss heftig auf den Boden. Die Erklärungen der Gegenpartei prallen ab wie Regentropfen auf der Windschutzscheibe, werden erst gar nicht gehört und schon gar nicht akzeptiert. Das innere Kind der Partei, die etwas erwartet, tobt weiter, die Seele wirft sich nun auf den Boden und brüllt. Es will das Ding jetzt sofort und genau nur so haben, wie sie es sich in ihrer Vorstellung schon zurechtgelegt hat. Keine andere Variante ist zulässig, nur das „so“ hat die eine und einzige Gültigkeit.

 

Und hier liegt der Unterschied der zwei Buchstaben: SO. Ich will es so, genau so und nicht anders und überhaupt jetzt. SO ist das.

 

Wie also mit diesen Kindern umgehen?

 

Lange Zeit zurück gab es einen „Klapps“; einmal „Baff" und Ruhe war. Es galt nicht als Misshandlung, sondern holte alle zurück in die Realität, raus aus dem Brüll-Programm. Neuzeitlicher wird des Langen und Breiten erklärt, entschuldigt, begründet, auch wenn man nicht mehr zur Person durchdringt; es hat ja keine Konsequenzen.

 

Mit dem „Baff“ sind wir nicht weniger sozialkompetenter geworden, aber als gemeinsamer Nenner hat sich Folgendes heraus kristallisiert: ignoriere das Geschreie, denn auch der „Brüllaffe“ merkt irgendwann, dass dieses Verhalten niemanden weiter bringt.

 

Fazit:

Wer sich gerne brüllen hört, soll in die Berge gehen und dem eigenen Echo lauschen, so lange wie es ihm gefällt. Aber bringt es ihn näher an die Lösung? 

Lassen Sie jetzt Ihren Gedanken freien Lauf.

 

Man liest sich.