Der gläserne Mitarbeiter

Von der Rekrutierung über den Eintritt bis zum Austritt möchten wir als Arbeitgeber immer gerne wissen, was in der Person, die vor uns sitzt, vorgeht - im Herzen, im Kopf, in der Seele....

 

Wir möchten die Persönlichkeit analysieren, schauen, ob sie uns die Wahrheit erzählt, ob sie auch wirklich so denkt, wie sie es ausdrückt, sie voll hinter ihren Aussagen steht.

 

Im Gegensatz - oder besser gesagt Gott sei Dank - verfügt der Mensch nicht über ein Betriebssystem, wo mit einer Software die "Fehlermeldungen" herausgelesen werden können. Gut, ab und zu wäre so ein USB-Hub gar nicht so schlecht.....

 

So gläsern man sich den Kandidaten und/oder Mitarbeiter wünscht, so gern hätte man auch diese gläsernen, transparenten, ehrlichen und wertschätzenden Vorgesetzte. Ja, es gibt sie, aber auch viele andere. Und meist ist es ja so, dass ein Mitarbeiter nicht die Firma verlässt sondern den Chef, den Vorgesetzten. Da nützt es uns alles nichts, wenn wir den Kandidaten von A bis Z durchleuchten, an den Lügendetektor hängen, durchs CT jagen und von Münsterlingen über Ostermundigen abklären lassen. Er kann alles recht, korrekt und ehrlich gemacht haben. Wenn aber der Vorgesetzte, egal in welcher "Etage", nicht korrekt funktioniert, so ist der Abgang auf kurz oder lang vorprogrammiert.

 

Die strukturierte Erfassung von Austrittsgründen kann eine Unternehmung weiter bringen, aber nur dann, wenn bei Häufungen von einzelnen, bestimmten Gründen Massnahmen abgeleitet werden. Schönreden und den ausgeschiedenen Mitarbeitenden als unreflektiert darstellen ist Augenwischerei auf die eigene Mühle, das sich verschliessen vor Lösungsprozessen.

 

Die Schwierigkeit wird aber auch sein, die wahren Austrittsgründe zu ergründen. Aus verschiedenen Gründen wird man sie nicht erfahren und/oder der Mitarbeitende ist nicht fähig, gewillt oder in der Lage, die wirklichen Gründe aufzuzeigen. Oftmals liegt die Angst vor, bei Aufrichtigkeit kein anständigen, wohlwollendes Arbeitszeugnis zu erhalten - das ist aber ein Trugschluss. Der Mitarbeiter hat trotzdem dass er die unbequeme Wahrheit äussert, ein Anrecht auf "sein" Zeugnis, das seine Leistungen und Fähigkeiten entsprechend würdigt.

 

Ich frage mich oftmals, wieso Mitarbeitende Angst haben die Wahrheit zu äussern, Angst haben vor Repressionen ihrer Vorgesetzten.

 

Sollten wir in der Folge nicht den Spiess umdrehen und die Vorgesetzten "röntgen"?!

 

Wir lesen uns :-)